Geschichten über das Hardtwieble...
In unserer Gegend ist das Hardtwieble, das im Wald zwischen Neufrach, Salem und Weildorf sein Wesen trieb, oft genannt worden als ein Kobold, der allerlei Unfug im Hardt anrichtete.
Mein Vater war Metzgermeister und hatte seine Kundschaft auch in Weildorf. Als er einmal dort geschlachtet hatte und im Winter gegen Mittemacht durch das dunkle Hardt heimgehen wollte, da hat ihm das Hardtwieble einen üblen Spuk gespielt, den er uns Kindern oft erzählt hat und den er sich nicht nehmen ließ, auch wenn wir ungläubig lachten.
Kaum war er nämlich im Wald drinnen - kuhdunkel alles, er sah keine Straße und keinen Himmel mehr -, da schwebte ein merkwürdiges Lichtlein vor ihm her wie von einer Brennöl-Lampe, wie man sie damals in den Ställen brannte. Er ging dem Lichte nach - es tanzte vor ihm her; das Licht wurde größer und größer - es tanzte im Zickzack vor ihm her, ohne aber zu leuchten und hell zu machen. Er fing an zu fluchen und sah nichts als das Licht und lief und lief und kam doch nicht zu dem Licht, um es zu erkennen und zu sehen, wer es trage. So sei er stundenlang von dem Licht zum Narren gehalten worden und sei in Schweiß gebadet und todmüde gegen Morgen beim Schattbuch, beim Galgenwäldle, gestanden.
Ein andermal fuhr der alte Bauer Heudorf mit seinem Roß von Frickingen mit einer Rolle Leder aus der Gerberei nachts heimzu und kam in den Hardtwald. Da hat das Malefiz-Hardtwieble auch ihn nicht aus dem Walde gelassen! Es hat ihm die Stricke ausgespannt und so oft er auch die Strick' wieder an das Wäglein tat, immer wieder wurden sie gelöst, so dass er einfach nicht vom Fleck gekommen ist. Kein Beten und kein Fluchen haben etwas geholfen. Erst gegen Morgen habe er wieder fahren können, sein Pferd sei tropfnass gewesen vor lauter Schwitzen und Dämpfen wegen des Hardtwiebles.
Das alles wurde mit großem Ernst erzählt, als Wahrheit und Wirklichkeit - ich selber wäre um keinen Preis der Welt des Nachts durch das Hardt gegangen und als ich nach Weildorf in die Lateinstunde gehen musste zu Pfarrer Bertsche, da sorgte ich immer dafür, dass ich hellen Tages durch das Hardt kam, dass mich doch ja nicht das Hardtwieble erwische und foppe und ängstige!
Eine ledige, ältere Frauensperson, 's Bieles Senza genannt, hat mir auch so Hardtwieble-Geschichten erzählt, die ihr passiert seien, wenn sie als Leichsagerin abends spät von Salem oder Weildorf durchs Hardt gegangen sei. Einmal habe ihr das Hardtwieble ein Rad von ihrem Kinderwagen weggenommen und sie habe dar Rad gesucht und gesucht und es nimmer gefunden und sie musste ihr Schesle mit 3 Rädern heimschaukeln und kam auch erst gegen Morgen heim, so sei sie vom Hardtwieble herumgeführt worden.